Hiermit biete ich freibleibend an: Ein Original-Gemälde, sehr guter Zustand, des bedeutenden naiven Künstlers Sava Sekulic´ (1902 - 1989). Im Werkverzeichnis des Künstlers findet man das Gemälde auf Seite 307 unter der Werkverzeichnisnummer 427 abgebildet (Sava Sekulic, Band 1: Malerei. Von Günter Bose, Lotte Zander (Hrg.). Brinkmann & Bose, Berlin 1993). Es handelt sich um das Werk "Milos Obilic´". Öl auf Karton. 86 x 59 cm. Gemalt 1976.
"Provenience: Sammlung "Charlotte" Lotte Zander"
Preisvorstellung: 1850 Euro.
Geboren in Kroatien. Sava Sekulic verliert früh seine Eltern. Nach seinem Einzug zum Militär und einer späteren Kriegsverwundung zieht er ab 1918 als Gelegenheitsarbeiter durch Jugoslawien. Im Alter von 22 schreibt Sekulic 1924 seine ersten Gedichte. Acht Jahre später beginnt er zu malen.
Seine vom Volksglauben beeinflussten Bilder zeichnen sich durch ihre unverwechselbare, harmonische Umsetzung aus. Formen schwingen ineinander und Wesen, halb Tier, halb Mensch, durchdringen sich. Neben klaren Farben tauchen mystische Motive und mythologische Gestalten in teils naiver Gegenständlichkeit auf und füllen den Bildraum flächig aus.
„Irgendwo in Serbien oder Das Phantastische als Möglichkeit“
Die Zeichnungen des Jugoslawen Sava Sekulic (1902-1989) sind von unverwechselbarer Handschrift: dünne, mit Bleistift geschwungene, weiche Konturen, die durch kräftigere Linien akzentuiert und mittels zarter Schraffur plastisch gemacht werden (obwohl sie größtenteils in der Flächenwirkung bleiben). So wie jede Zeichnung in ihrer Art jeweils als die immer Gleiche erscheint, ist der Inhalt offenbar stets ein und derselbe, selbst wenn die Motive (einige um Wörter und Verse ergänzt) vielfach wechseln.
Da gibt es Menschenköpfe, die aus Pferdeleibern wachsen, oder andere merkwürdige Sprossformen, wo Leiber sich aus anderen Leibern herauslösen. Einmal ruht „die Last von Frieden und Kampf“ auf den Schultern einer Frau, dann wieder steht ein Mann auf dem Kopf eines anderen Mannes. Die Grunderfahrung des Phantastischen herrscht in diesen Arbeiten vor, der Ausdruck einer Seele, der der Welt unheimlich (geworden) ist. Eine seltsame Faszination an diesen Blättern lässt weniger nach einzelnen Bildmotiven als nach dem Zusammenhang des Ganzen fragen. Was ist das für ein Mensch, der in endloser Folge solche Bilder macht? Was versucht er von sich selbst und von der Welt zu verstehen?
„In der ganzen Welt habe und sehe ich mich und mein Leben, und deswegen bin ich anders als andere, abseits von anderen, weil ich das sein kann, was ich sein will“, sagt er selbst. Mal schreibt er sich das wenig verwöhnte Leben von der Seele, dann wieder malt er sich zurück in die Kindheit, als die Familie noch nicht zerbrochen, in Einklang mit der Natur zusammenlebte. Wie seine Gedichte sind auch die Bilder: klare kräftige Farben, mystische Motive und mythologische Gestalten in naiver Gegenständlichkeit füllen die Blätter. Immer wieder taucht das Symbol der Mutter auf, Sinnbild für Lebenskraft und Wachstum, aus deren Augen Gesichter wachsen. Mit den alten Geschichten des Landes verwachsen, bevölkern Tiermenschen die Szenerie, halb Hirsch, halb Mensch, wälzen sie sich über das Papier, stehen mit mächtigem Geweih auf zwei Beinen. Als er irgendwo liest, dass das Wasser die Wiege allen Lebens ist, beginnt er Fische zu malen, archaisch, durch deren Häute das Skelett durchschimmert. Im Gegensatz dazu malt er Häuser, riesige Wolkenkratzer in Form von Buchstaben, die sich zu Städtenamen zusammensetzen. Doch letztendlich sehen sie alle gleich aus, unbekannte Räume, die ihn nur deshalb faszinieren, weil Tausende von Menschen die Stadt in einen gewaltigen lebenden Organismus verwandeln.
Seltsam ist die Welt, die Sekulic Zeit seines Lebens in seinem Bild darstellt, und seltsam sind die Menschen darin. Der vernunftbegabte Zweibeiner erscheint darin kein bisschen stark oder heroisch, sondern als ein verletzliches, unbeholfenes Wesen, dass sich zwischen allerhand zerrenden Regungen und Zwängen behaupten muss. Seine Identität ist ein wundersames Konstrukt, das gelegentlich auch drei Köpfe hat. Seine Gestalt wird von einem Leib zusammengehalten, und dabei ist alle Monstrosität ein Ort der Sanftheit. Und seine Träume werden von traurigen Engeln oder humpelnden Tölpeln getragen. Richtig zugehörig zu den Menschen hat sich Sekulic wohl nie und nirgends gefühlt, außer in seiner Kunst vielleicht.
Jürgen Kisters
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