Antiquariat & Auktionshaus Wolfgang Huste

Graphik von A.P. Weber „Zu spät“, gerahmt

   
Zu spät Preis: 350 € 1959 Litho 46 x 31,5 signiert

A. Paul Weber ( 1893 - 1980 )

Andreas Paul Weber wird am 1. November 1893 als Sohn eines Eisenbahnassistenten in Arnstadt / Thüringen geboren. Künstlerische Förderung erfährt er durch seine Mutter und seinen Großvater Christian Kortmann.

Weber besucht kurze Zeit die Kunstgewerbeschule Erfurt. 1914 meldet er sich freiwillig bei den Eisenbahnpionieren. Nach dem Krieg verdient sich Weber sein Geld mit Gebrauchsgraphik. 1920-1924 illustriert er folgende Bücher: Hans Sachs "Fastnachtspiele", Friedrich Albert Meyer, "Till Eulenspiegel" und Goethe "Reineke Fuchs". 1925 wurde die Clan-Presse gegründet. Von 1928-1937 arbeitet Weber für den "Widerstands"-Kreis um Ernst Niekisch und erstellte politische Zeichnungen für die Zeitschriften "Widerstand" und "Entscheidung". Die in diesen Zeitungen veröffentlichten Zeichnungen hat Weber nach dem Krieg lithographiert. Die Arbeiten werden in der Ausstellung "Widerstand und Entscheidung" gezeigt. 1932 fertigt er 6 Zeichnungen für Nikischs Kampfschrift "Hitler - ein deutsches Verhängnis". 1934 wurde der Verlag von den Nationalsozialisten verboten und der Verleger Ernst Niekisch verhaftet und zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. A. Paul Weber arbeitete noch weiter mit satirischen Zeichnungen gegen das Regime, bis auch er 1937 verhaftet wurde. Nach längerer Einzelhaft kam er ebenfalls ins Konzentrationslager. Viele seiner Arbeiten wurden vernichtet. Weber hatte Glück und wurde mit Unterstützung einflußreicher Freunde, die eine Kaution hinterlegen mussten, nach einem halben Jahr entlassen. Danach entstanden die Serien "Schachspieler" und "Gefangener". Die in diesen Zeitungen veröffentlichten Zeichnungen hat Weber nach dem Krieg lithographiert. 1939 / 41 entstehen die Bildzyklen "Leviathan" und die Britischen Bilder. Seit 1940 lithographiert A. Paul Weber für die Hamburger "Griffelkunst-Vereinigung" von Johannes Böse. 1944-1945 wurde Weber zum Wehrdienst eingezogen. Ab 1947 folgten zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Weber wendet sich verstärkt der Lithographie zu. 1954 arbeitet er wieder an einer Satirischen Zeitung mit Namen "Simplicissimus" mit. 1955 erhält Weber den Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein. Es folgten ab 1959-1980 die kritischen Kalender, deren letzter 1981 erscheint. 1971 wird er zum Professor ernannt und erhält das Bundesverdienstkreutz durch Bundespräsident Gustav Heinemann. 1973 wird das A.-Paul-Weber-Haus in Ratzeburg eröffnet; ein Jahr später die "A.-Paul-Weber-Gesellschaft e. V. " gegründet. 1978 findet eine große Retrospektive in Bonn und Münster statt. Am 9. November 1980 stirbt A. Paul Weber.

Neben Webers engagierter Arbeit gegen Hitler und den Nationalsozialismus, hat er alle Schwächen der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts aufs Korn genommen. Der Satiriker hat unter anderem auch die Umweltprobleme mit spitzer Feder kritisiert. Bemerkenswert ist die visionäre Kraft in seinen Werken. So wie er 1933 den Untergang Deutschlands in seinem bekanntesten Werk "Hitler - ein deutsches Verhängnis" voraussagte, hat er schon 1957 mit seiner Lithographie "Der sterbende Hecht" die Gefahr durch die Verunreinigung der Gewässer vorhergesehen - zu einer Zeit, in der dieses Thema noch keinerlei Interesse in der öffentlichen Meinung fand.

Ein Pendant dazu ist der Tod als Angler auf einem Brückenpfeiler. ( "Der letzte Angler" ).

Aber auch bei vielen anderen Themen ist der Tod allgegenwärtig. Ob es sich um den reichen Unternehmer handelt, der mit Abwasser die Flüsse verschmutzt; den Bauern, der beim Düngen der Felder das Grundwasser verseucht, oder die Zigarettenverkäuferin. Gevatter Tod erscheint als ständiger, schicksalhafter Begleiter in den Darstellungen.

Weitere Themen sind Hühnerhaltung und Tiertransport, Vogelsterben durch die Ölpest,

"Fortschritt", der die Natur zerstört, Baumsterben, Abfall, Weltraummüll, Hunger und viele andere Sünden des 20. Jahrhunderts.

Die Lithographien A. Paul Webers sind Beispiele feinster satirischer Kunst und zeugen von ungeheurer Sensibilität für die politischen Strömungen und Gefahren in der Schaffenszeit.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert